Wechselbalg | Clarissa Bühler

Das hier ist der erste Roman der Autorin Clarissa Bühler, bisher nur als E-Book bei Amazon erhältlich.  

Worum geht es?

Hier die Kurzbeschreibung von der Buchseite:

Zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: ein erfolgreicher Geschäftsmann, der am Anfang einer internationalen Karriere steht, und ein nutzloser, von seinen Eltern misshandelter Teenager. Ein Schicksalsschlag zerbricht die bisherige Normalität ihrer Leben. Während einer von ihnen alle Hoffnung aufgibt, muss der andere für das kämpfen, was seine Familie über Jahrhunderte hinweg aufgebaut hat …

Mein Leseerlebnis

Ich habe den Anfang gelesen und war gleich recht angetan vom lebendigen Schreibstil, der mich sofort ins Geschehen hineingezogen hat. Die Autorin hat das Prinzip „Show, don’t tell“ verstanden und umgesetzt.

Ich habe die Brüder Mo (Maurice) und Joe (Jerome) kennengelernt. Sie stammen aus einer sehr reichen Verlegerfamilie. Einer der zwei Handlungsstränge dreht sich um die beiden. Oftmals teilt dieser sich auf und es wird mal aus der Sicht von Mo, mal aus der von Joe erzählt. Dabei ist alles von Joe in der Ich-Form geschrieben und schnell wird klar, dass er der „Wechselbalg“ ist bzw. sich als solchen sieht.

In einem zweiten Handlungsstrang wird Marie eingeführt als sie in Freiburg ankommt. Sie kommt aus einem Dorf aus einer sehr frommen und bescheidenen Familie, hat bisher als Kindergärtnerin gearbeitet und möchte Nonne werden. Vorher will sie in Freiburg studieren.

Zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, die im Verlaufe des Buches aufeinanderzutreffen versprechen. Außerdem sind es zwei Welten, die mit meiner Realität rein gar nichts zu tun haben. So etwas macht mich meistens neugierig.

Der Wechsel zwischen dem Geschehen um die Brüder Mo und Joe und dem um Marie macht das Buch interessant und zeigt einen Kontrast, der etwas klischeehaft und manchmal übertrieben wirkt. Das hat jedoch beim Lesen mein Interesse weiter geschürt.

Mo und Joe werden am Anfang mit einem traurigen Ereignis konfrontiert, und zwar dem Tod ihres Onkels Robbie, mit dem sie eigentlich in die Ferien fahren wollten. Er ist mit seinem Auto verunglückt. Wie verarbeiten die Brüder das? Robbie war doch mehr wie ein Vater für sie als ihr wirklicher Vater, der der oberste Firmenchef und ein despotischer Schläger ist.

Marie kommt am Anfang in der für sie ungewohnten Umgebung kaum klar. Sie war vorher noch nie aus ihrem Dorf herausgekommen. Für sie ist ein Studium in Freiburg ein Riesenschritt. Es erscheint schon recht unwirklich, wie sie sich „anstellt“, aber ist aufgrund ihres Hintergrunds halbwegs nachvollziehbar.

Der Schreibstil und auch die Szenenwechsel haben mir an diesem Buch am besten gefallen. Aber im Nachhinein frage ich mich: Was ist am Ende herausgekommen?

Die Protagonisten haben sich zwar weiterentwickelt, aber in meinen Augen nicht wirklich entscheidend. Die beiden Handlungsstränge sind zwar aufeinandergetroffen, denn Mo und Joe hat es irgendwann nach Freiburg verschlagen. Aber als wichtig – mit Aha-Effekt oder dergleichen – habe ich das nicht empfunden. Welche Rolle spielt Marie eigentlich für den Hauptprotagonisten Joe und dessen „Abenteuer“? Meiner Meinung nach keine entscheidende.

Auch hat der Roman für mich kein richtiges Ende und mir sind einige Logikschwächen aufgefallen. Die gravierendste davon: Die Autorin lässt Joe öfter seine Meinung zu etwas kundtun, wovon er nichts wissen kann, z. B. über Marie zu einem Zeitpunkt, als sie sich noch nie begegnet waren.

Fazit

Ich habe dieses Buch mehr als ein Stück Seifenoper empfunden als einen Roman. Zugegeben, es war interessant zu lesen und ich habe früher ganz gern Seifenopern wie „Lindenstraße“ im Fernsehen angeschaut. Das Ende dieses Romans erinnert mich doch sehr an die Art, wie die Lindenstraßen-Folgen meistens beendet wurden.

Meine Bewertung: 3 von 5 Sternen.

Details

Autor:Clarissa Bühler
Titel:Wechselbalg
Genre:Literatur
Verlag:Eigenverlag (Amazon Kindle)
Erscheinungsjahr:2023
Seitenanzahl:467
ASIN:B0BT2454LS

Das Coverbild im Titel gehört der Autorin. Überhaupt ist das Buch wunderschön illustriert.

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