Das Glück der Geschichtensammlerin | Sally Page

Ein derartiges Buch war mir bisher noch nicht untergekommen. Die Ankündigung lässt bereits darauf schließen. Sie lautet:

Kurzbeschreibung

Janice ist Putzfrau, und sie ist stolz darauf, eine gute Putzfrau zu sein. Doch was sie wirklich besonders macht: Sie sammelt Geschichten. Zum Beispiel die Geschichten der Menschen, für die sie putzt – denn während sie Bücherregale abstaubt oder den Kühlschrank abtaut, fangen die Menschen an zu erzählen. Als Janice beginnt, für die 92-jährige Mrs B zu putzen, trifft sie endlich eine Person, die sich für Janice‘ Leben interessiert. Aber Janice ist klar: Sie ist eine Geschichtensammlerin, sie hat keine eigene Geschichte. Zumindest keine, die sie erzählen möchte. Doch Mrs B lässt nicht locker. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass auch Janice eine Geschichte hat.

Wie ich das Buch erlebt habe

Janice ist stolz darauf, Putzfrau zu sein! Schon das finde ich außergewöhnlich. Wo doch meistens jeder nach „Höherem und Besserem“ strebt. Hinzu kommt noch, dass Janice eine Putzfrau mit Köpfchen und viel Fantasie ist. Das ist das, was sie eigentlich ausmacht: ihr Interesse an anderen Menschen und deren Geschichten.

Diese Hauptfigur ist mir von Anfang an sympathisch – schon im Prolog. Dort denkt sie an eine Schauspielerin, die wie sie früher Putzfrau gewesen ist. Aber sie selbst strebt gar nicht nach beruflicher Veränderung. Das wurde mir beim Lesen sehr schnell klar.

Was mir auch aufgefallen ist: Janice ist auf niemanden neidisch. Sie gönnt von Herzen und darum ist sie so sympathisch. Nur Ungerechtigkeit, Menschen, die andere schlecht behandeln, mag sie nicht. Da fällt ihr Urteil sehr streng aus und sie denkt sich passende Spitznamen für diese Leute aus, zum Beispiel Mrs YeahYeahYeah oder Mr NoNoNotNow. Das ist aber auch schon alles. Sie selbst bleibt immer höflich und ruhig.

Nach einiger Zeit wird aber klar, dass Janice sich mit den Geschichten von anderen von ihrer eigenen Geschichte ablenkt, weil diese alles andere als glücklich war und ist. Es werden immer nur Andeutungen eingestreut, wodurch der Roman immer spannender wird. Aber eben jene alte Dame lockt sie aus der Reserve.

Mir hat es richtig Spaß gemacht und es hat mich auch glücklich gemacht, dieses Buch zu lesen und Janice zu verfolgen, wie sie sich weiterentwickelt. Dabei bleibt sie bei ihrem Beruf und das ist richtig, denn das ist ihre Berufung. Aber sie als Person lernt endlich, für sich selbst einzustehen.

Die Autorin hat einen recht bildhaften Schreibstil. Es gelingt ihr sehr gut, mit wenigen Worten Personen, Situation und Gefühle zum Leben zu erwecken, ohne lange zu beschreiben. Oftmals durch Vergleiche, die an den Haaren herbeigezogen scheinen, aber trotzdem viel Sinn machen, wie z. B. der eine Busfahrer, der wie ein Erdkundelehrer aussieht, oder der andere, den Janice heimlich ironisch Hells Angel nennt, wobei der sehr nett und höflich ist. Einfach toll!

Fazit: Ein großartiges Buch mit einer berührenden Geschichte und vielen kleinen Geschichten drum herum. Oftmals mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Es hat auch mich beim Lesen einfach glücklich gemacht.

Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen.

Details

Autor:Sally Page
Titel:Das Glück der Geschichtensammlerin
Genre:Literatur
Verlag:dtv
Erscheinungsjahr:2023
Seitenanzahl:416
ISBN:9783423218795

Das Buchcover im Titelbild gehört dem Verlag dtv.

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