Abschied von der Heimat | Gabriele Sonnberger

– Eine böhmische Familiensage –

Schön zu lesen und größtenteils spannend.

Die kleine Erika wird aus dem Rheinland zu ihrer Tante nach Hohenfurth in Böhmen geschickt. Es ist Ende der 1920er Jahre. Zu Hause bei ihren Eltern und Geschwistern haben sie kaum etwas zu essen. Bei ihrer Tante Mimi soll Erika besser versorgt werden als zu Hause. Schließlich bleibt sie länger als geplant und verbringt ihre ganze Kindheit und Jugend dort. Sie wird zu einer selbstbewussten und mutigen jungen Frau mit großem Gerechtigkeitssinn.

Dieses Buch ist das erste von dreien. Seine Handlung erstreckt sich bis nach dem zweiten Weltkrieg –  bis zur Vertreibung der Sudetendeutschen. Die Autorin schreibt mit sehr viel Herz, als wäre es ihr eigenes Schicksal. Dabei geht es nicht nur um Erika, sondern auch um ihre Familie und ihre Freunde, die sie dort kennenlernt. Es ist alles sehr abwechslungsreich zu lesen.

Die Autorin hat alles insgesamt relativ glaubwürdig dargestellt. Bestimmt hat sie die historischen Hintergründe akribisch recherchiert. Ein paar Kritikpunkte habe ich dennoch. Diese sind der Grund dafür, dass ich in meiner Bewertung nur 4 von 5 Sternen vergebe.

Ich kann meine Kritik nicht allzu detailliert äußern, weil ich dann spoilern würde. So bleibe ich bei nur einem Punkt zu einem bestimmten Aspekt der Handlung, denn schon im Klappentext wird etwas dazu verraten. Ansonsten bleibe ich eher allgemein.

Erika verliebt sich in Heinz. Das passt nicht! Denn: Sie selbst hilft dem Widerstand gegen die Nazis, Heinz glaubt jedoch bis zum Schluss an den deutschen Sieg. Er ist aber nicht so „schlimm“ wie andere Nazis, sondern eher gutmütig und hilft Erika und ihren Mitstreitern manchmal aus einer Notsituation. Schon das ist mir oft unverständlich. Auch kann das kein Grund sein, warum sich Erika nun doch in ihn verliebt und dazu noch fast ihre Gesinnung ändert. Vorher mochte sie ihn kaum und war einfach nur froh, wenn er ihr beigestanden hat. Das ist für mich unstimmig.

Weiterhin passen manche Handlungen oder Aussagen einfach nicht zum Alter der betreffenden Personen. Die sind zu jung, um so zu handeln oder zu sprechen. Da war die Autorin meines Erachtens etwas nachlässig.

Außerdem ist ein logischer Widerspruch in den Altersangaben enthalten. Es geht dabei um den Altersunterschied zwischen Erikas Mutter Olga und Tante Mimi.

Manche Formulierungen empfand ich als ein wenig sperrig, so dass sie meinen Lesefluss leicht gestört haben. Zum Glück kam das sehr selten vor.

Positiv ist mir aufgefallen, dass der Roman ein in sich abgeschlossenes Werk ist, wie es sein sollte. So bin ich nicht gezwungen, die nächsten Teile unbedingt lesen zu müssen. Bis auf ein paar Einzelschicksale, die bestimmt in den folgenden Büchern wieder aufgegriffen werden, wurde alles schön beendet.

Die Karte auf der Innenseite hat mir sehr geholfen, denn ich konnte immer nachschauen, wo die einzelnen Orte, in denen das Buch spielte, liegen. Ich mag so etwas sehr gerne.

Fazit: Der Roman ist insgesamt sehr kurzweilig und spannend. Trotz kleiner Schwächen überwiegt der positive Eindruck.

Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen.

Details

Autor:Gabriele Sonnberger
Titel:Abschied von der Heimat
Eine böhmische Familiensaga
Genre:Erzählende Literatur
Verlag:Lübbe
Erscheinungsjahr:2021
Seitenanzahl:528
ISBN:9783785727577

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