Ich musste viele Jahre im Keller hausen. Wenn mal jemand in den Keller kam, hoffte ich immer: Das wird meine Wiederauferstehung! Ich werde zeigen, wie schön ich leuchten kann.
Aber nee! Meistens wurde nur etwas anderes in den Keller gestellt oder daraus mitgenommen. Manchmal wurde ich auch angerempelt und einmal bin ich umgefallen. Da ist mir doch glatt eine Fassung aus der Verankerung gesprungen und baumelte so nebenher mit einer zerbrochenen Glühbirne darin.
Ich wurde immer trauriger, die hängende Fassung schmerzte und ich verlor jede Hoffnung. Voller Wehmut dachte ich an die Zeit zurück, als ich noch ganz war, einen imposanten Lampenschirm hatte und in einem Wohnzimmer leuchten durfte.
Doch neulich, als ich gerade wieder leise vor mich hin seufzte, kamen zwei Menschlein und begannen, den Keller aufzuräumen. Ich war ja so aufgeregt, als ich ein „Die kann ich vielleicht gebrauchen!“ vernahm.
Noch aufgeregter war ich, als eins der Menschlein die Glühbirnen-Reste aus meinen Fassungen entfernte und die ausgehakte Fassung wieder einsetzte. Ein paar Tage musste ich noch warten, dann kehrte das Menschlein mit einer LED-Birne zurück, um mich zu testen. Ich habe gestrahlt vor Freude!
Dann wurde ich in einen Plastiksack eingepackt, in einen Hackenporsche geladen und in mein neues Zuhause gebracht. Dort wurde ich auseinandergeschraubt und gecheckt, für gut befunden, wieder zusammengesetzt und gründlich geputzt.
Ich habe zwei 250-Lumen-LEDs bekommen und diene seitdem als Leselampe. Seit kurzem habe ich sogar einen neuen Lampenschirm. Der ist viel witziger als mein früherer. Einfach eine Plastikbox, in die ein Loch gebohrt wurde, mit einer passenden großen blanken Schraube plus Mutter und Scheibe befestigt.
Ach, was für schöne Bücher ich seitdem schon lesen durfte!
Hier sieht man mich übrigens: