23 Leben | C. P. Haller

Dieses Buch hat mich sehr überrascht. Ich kann schon jetzt sagen, dass es zu meinen diesjährigen Highlights gehören wird.

Worum geht es?

Das ist die Kurzbeschreibung (der „Klappentext“):

’23 Leben‘ beschäftigt sich mit dem Thema, inwieweit unsere Handlungen oder Nichthandlungen Einfluss auf das Leben eines Nächsten haben. Warum läuft ein athletischer Mann in den Autoverkehr, nachdem ein sibirischer Strafgefangener einen Brief verfasst hat? Oder warum setzt eine Frau ihren Job beim Jugendamt aufs Spiel, nachdem ein Mann aus der IT-Abteilung die Rechnung im Lokal nicht bezahlt? Welche Begegnungen gibt es zwischen vermeintlich willkürlichen Ereignissen, die das eigene Leben oder die eigene Emotion existenziell bedrohen?

’23 Leben‘ gibt uns in kurzen Sequenzen Einblick in 23 Leben verschiedener Menschen, die sich alle nacheinander berühren und teilweise lebensverändernde Entscheidungen treffen. Im zweiten Teil des Buches wird sich mit der psychologischen Frage jedes Einzelnen beschäftigt, ob der Mensch in der Lage ist, seine Muster zu durchbrechen und neue Entscheidungen zu treffen, oder ob er mit anderen Inhalten immer wieder die gleichen Erfahrungen machen wird und wieder Einfluss auf das Leben des Nächsten nimmt.

Ist dies der Schmetterlingseffekt?

Meine Eindrücke

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit jeweils einem kurzen Ausschnitt aus dem Leben von 23 Menschen. Dabei gibt es jeweils einen Bezug zur Person in der nächsten Geschichte. Diese Bezüge sind in den wenigsten Fällen echte Beziehungen, meistens sind es zufällige Begegnungen, manchmal bemerkt einer der beiden Beteiligten den anderen kaum.

Die einzelnen Geschichten sind in einzelnen Kapiteln jeweils aus der Sicht der betroffenen Person erzählt. Dabei habe ich mich einerseits ziemlich gut in die jeweiligen Personen einfühlen können, andererseits kam es mir jedoch fast wie ein Gott-Modus vor, war ich doch jemand, der „von oben draufschauen“ konnte.

Jedes Kapitel trägt eine Zahl von römisch 1 bis 23 und den Namen der Person als Überschrift. So flog ich über die kleinen Ausschnitte aus den Leben der 23 Personen nur so hinweg. Zum Teil hätte ich gern gewusst, wie es mit manchen Personen aus den früheren Kapiteln weitergegangen war, aber es folgten immer wieder neue interessante Begegnungen und daraus resultierende Geschichten.

Vom zweiten Teil des Buches erwartete ich theoretische Betrachtungen aus der Psychologie, jeweils auf die einzelnen Geschichten bezogen, denn schließlich heißt es in der Kurzbeschreibung:

„Im zweiten Teil des Buches wird sich mit der psychologischen Frage jedes Einzelnen beschäftigt, …“

Ich war darauf zwar auch gespannt, aber ich hoffte, dass dieser Teil nicht zu fachlich trocken ausfallen würde.

Wie erfreut war ich dann jedoch, dass es statt fachlicher Erläuterungen einfach einen „Rückflug“ gab, d. h. erneute Begegnungen mit den Protagonisten, diesmal in umgekehrter Reihenfolge. Darin wurde die aufgeworfene Frage nach dem Durchbrechen von Mustern und nach den Auswirkungen der jeweiligen Handlungen geklärt. Einfach indem die Geschichten weitererzählt wurden.

23 handelnde Personen sind zwar recht viel für solch ein dünnes Buch und niemand merkt sich so viele einfach so. Aber ich wusste im zweiten Teil „auf dem Rückweg“ immer gleich, wer als nächsten an die Reihe kommen würde. Die Autorin hat es also geschafft, dass alle einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen hatten.

Und einen bleibenden, sehr positiven Eindruck hinterlässt damit auch dieses Buch bei mir.

Außerdem macht es mir wieder klar, dass jeder immer einen Einfluss auf andere Menschen nimmt, egal ob beabsichtigt oder nicht.

Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen

Details

Autor:C. P. Haller
Titel:23 Leben
Genre:Romane und Erzählungen
Verlag:Kampenwand
Erscheinungsjahr:2023
Seitenanzahl:244
ISBN:9783986600525

Das Buchcover im Titelbild gehört dem Verlag Kampenwand.

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