Die Lügnerin | Friedemann Karig

„Nichts an diesem Roman ist wahr. Aber alles stimmt.“

Das steht auf der Rückseite des Buches.

Worum es geht

Hier die Kurzbeschreibung vom Verlag:

In einer abgeschiedenen Privatklinik sitzt eine Frau und behauptet schier Unglaubliches: Sie könne so gut lügen, dass alles, was sie erzählt, über kurz oder lang wahr wird. Mit jeder Sitzung, in der sie ihre Lebensbeichte ablegt – eine spektakuläre Geschichte voller Betrug und Bereicherung, unheimlicher Zufälle und überirdischen Glücks – wird ihre Therapeutin unsicherer. Was, wenn die Frau die Wahrheit sagt?

Und auch sie selbst kann sich dem Einfluss dieser hochbegabten Erfinderin alternativer Realitäten kaum mehr entziehen. Als in der Klinik selbst die seltsamsten Dinge geschehen, beginnt die Therapeutin, das Ausmaß dieser fantastischen Kraft zu verstehen. Und auch, dass sie längst Teil davon geworden ist.

Meine Eindrücke

Ich war sofort gefesselt von diesem Roman. Es wird aus der Sicht der Hauptheldin Clara Konrad erzählt. Dabei wird sofort klar: Das ist nicht ihr richtiger Name, sondern der Name, den sie gerne hätte. So tritt sie einfach unter diesem Namen auf. Ihren richtigen Namen erfahren wir nie.

Die Handlung springt zwischen drei Sichten hin und her: Erstens ist da Clares Geschichte, von ihr geschildert, zweitens die Gespräche während der Therapiesitzungen und drittens Claras sonstige Begegnungen in der Klinik.

Mir gefallen der Schreibstil und der gesamte Aufbau des Romans mit seinen Szenenwechseln sehr und ich mag die Hauptfigur.

Was ist wahr und was nicht? Ist überhaupt irgendetwas davon wahr? Was ist überhaupt die Wahrheit? Wo geht phantasievolle Ausschmückung in Lüge über?

Diese Fragen habe ich mir während des Lesens immer wieder gestellt. Dieser Roman regt dazu an, ganz allgemein über derartige Fragen nachzudenken, ganz unabhängig von diesem Buch.

Außerdem musste ich oft schmunzeln, z. B. wird das Geheimnis hinter erfolgreicher Wahrsagerei mittels Horoskop erklärt: Versuche herauszufinden, was dein Gegenüber sehr gerne haben oder sein möchte und sage genau das voraus. Wer dann fest an das Horoskop glaubt, erreicht es genau deswegen.

Die alte und sonst etwas verwirrte Nachbarin bringt es toll auf den Punkt:

„Man muss nur fest genug glauben wollen, dann ist alles möglich. … Wenn Ihre nächsten Vorhersagen ebenso eintreffen, sollten Sie jedenfalls darüber nachdenken, den Beruf zu wechseln. Niemand geht zu einer Wahrsagerin, die immer recht behält. So wie niemand ein Porträt kauft, das ihn wirklich zeigt. Viel zu hässlich. …“

Überhaupt besteht der Roman fast nur aus Dialogen, die irgendwie einzigartig sind – philosophisch und voller Wortwitz. Während des Lesens habe ich mich dabei öfter über besonders gelungene Formulierungen gefreut.

Ich werde diesen Roman mit etwas zeitlichem Abstand bestimmt noch einmal lesen. Ich wette, ich entdecke noch mehr prägnante Kleinigkeiten, die mir nach dem ersten Lesen leider zu schnell wieder entfallen sind.

Fazit

Ich behaupte ganz kühn, dass dieses Buch für jeden „etwas anderes“ ist, egal welche Genres jemand bevorzugt. Mir hat es sehr gut gefallen.  

Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen.

Details

Autor:Friedemann Karig
Titel:Die Lügnerin
Genre:Literatur
Verlag:Ullstein
Erscheinungsjahr:2023
Seitenanzahl:224
ISBN:9783550201684

Das Buchcover im Titelbild gehört dem Ullstein-Verlag.

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