Die Erinnerungsfotografen | Sanaka Hiiragi

Dieses Buch ist ein Erlebnis – in zweierlei Hinsicht.

Worum geht es?

Hier die Kurzbeschreibung vom Verlag:

Das Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein magischer Ort: Hier, an der Schwelle zum Jenseits, können die Besucher aus Fotografien ihren persönlichen Lebensfilm zusammenstellen. Hirasaka bietet dabei einen besonderen Service: Jeder Besucher erhält die Möglichkeit, zu einem bestimmten Moment seiner Vergangenheit zu reisen und eins der Fotos aufzufrischen. Ob eine einstige Erzieherin mit blasser Erinnerung ans Nachkriegs-Tokio, ein ermordetes Yakuza-Mitglied, das glaubt, nichts als eine bedauernswerte Schneise der Verwüstung hinterlassen zu haben, oder ein Mädchen aus perspektivlosen Verhältnissen – ihnen allen zeigt Hirasaka: Das Leben ist doch wunderschön, man muss nur im richtigen Moment hinsehen.

Meine Eindrücke

Besser als mit der Bezeichnung „magischer Ort“ hätte man das Fotostudio nicht beschreiben können. Seine „Magie“ entfaltet sich aber erst nach und nach während der Geschichte.

Das Buch beginnt dort mit einer ganz alltäglichen Szene: Der Inhaber des Fotostudios, Herr Hiirasaka, erhält eine Lieferung mit Fotos, die ihm Yama, der immer gut gelaunte Postbote, bringt.

Hirasaka bereitet sich auf seinen nächsten „Gast“ vor und es geht sogleich aus der Sicht dieser Person weiter. Es ist eine 92-jährige Dame, die auf ein bewegtes und erfülltes Leben zurückblickt. Hirasaka und sie trinken Tee und haben beim Betrachten der Fotos in ihrem Gespräch alle Zeit der Welt.

Dann unternehmen die beiden eine Zeitreise zu einem Tag in der Vergangenheit der Frau, um ein Foto, welches nicht mehr zu erkennen ist, erneut aufzunehmen.

Am Ende sind alle Fotos für eine „Drehlaterne“ zum Zurückblicken aufs Leben ausgewählt – eins für jedes Jahr. Das neu aufgenommene Foto ist natürlich auch dabei.

Insgesamt ist es ein sehr ruhiges und besinnliches Buch, aber dabei alles andere als langweilig. Insgesamt drei sehr verschiedene Besucher hat „Wegbegleiter“ Hirasaka in diesem Roman und mit jedem durchläuft er diese Prozedur. Aber jedes Mal ist sie anders.

Die Geschichten der drei Besucher habe ich als fesselnd empfunden. Sie sind zwar sehr verschieden, aber haben zarte Berührungspunkte. Ein Rätsel um den Betreiber des Fotostudios selbst zieht sich wie ein roter Faden hindurch und wird für den Leser am Ende gelöst.

Für mich ist dieses Buch eine ausgewogene Mischung aus Erlebnissen, Gedanken, Gefühlen und Fantasie, ganz und gar ohne Wertung oder erhobenen Zeigefinger. Obwohl es an einer fiktiven Stelle des Übergangs vom Leben zum Tod handelt, habe ich es als sehr lebensbejahend empfunden, denn letzten Endes geht es darum, sich auf das Beste zu besinnen, und das kann man schon während seiner Lebenszeit mit viel Freude tun.

Als Sahnehäubchen oben drauf habe ich das Buch in seiner Ausgestaltung empfunden und bin froh, dass ich hier die Print-Version gelesen habe. In seiner Schlichtheit und dem zarten Coverdesign ist es wertig mit farbigem Buchschnitt. Das Umblättern hat manchmal ein besonderes Knistern hervorgebracht, welches durch das Trennen der einzelnen Seiten zustande kam.

Fazit: Sowohl mentales als auch haptisches Erlebnis. Auf jeden Fall sehr inspirierend und wunderschön.

Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen.

Details

Autor:Sanaka Hiiragi
Titel:Die Erinnerungsfotografen
Genre:Literatur
Verlag:Hoffmann und Campe
Erscheinungsjahr:2023
Seitenanzahl:176
ISBN:9783455016161

Das Buchcover im Titelbild gehört dem Verlag Hoffmann und Campe.

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