Der Klappentext klang für mich so, als könnte es etwas Lesenswertes sein:
Ein berührender Roman über die Suche nach sich selbst, die Bedeutung von Familie und die Frage, was ein Zuhause ausmacht.
Manchmal ist es an der Zeit, die Türen aufzuschließen – im Haus wie im Leben.
Die junge Fotojournalistin Meena lebt überall auf der Welt und kommt gut allein zurecht. Als sie plötzlich von einer Fremden eine Wohnung in Boston erbt, stellt das ihr Leben auf den Kopf. Einerseits ist da ihr attraktiver Nachbar Sam, andererseits ist ihr die Gemeinschaft in dem alten viktorianischen Haus zu eng; die Bewohnerinnen mischen sich in alles ein und die Türen sind nie abgeschlossen. Meena fasst den Entschluss, so schnell wie möglich weiterzuziehen.
Doch je mehr sie über die Verstorbene erfährt, desto neugieriger wird sie: Was hat all das mit ihrer Vergangenheit zu tun? Bald muss Meena sich der Frage stellen, wer sie wirklich ist – und wer sie sein will.
Ist das etwas Lesenswertes?
Ein Klappentext allein bringt mich noch nicht dazu, mich für ein Buch zu entscheiden. Ich muss auch den Anfang mögen. Der Schreibstil muss mich ansprechen. Also habe ich mir eine Leseprobe gesucht.
So sah ich die Anfangsszene in Kapitel 1 direkt vor mir, wie Meena von der Anwältin ihr Erbe erklärt und Unterlagen ausgehändigt bekommt. Ich hatte dadurch einen sehr lebendigen Eindruck und wollte mehr erfahren. Den Anfang der Geschichte empfand ich damit als ziemlich gelungen.
Was ich allerdings schade fand, war, dass dieser Ausschnitt aus dem Beginn des Romans – die eigentliche Leseprobe – sehr kurz war. Das ist deshalb so, weil am Anfang eine Anmerkung der Autorin steht, in der sie erklärt, dass ihr die Erfahrungen der indischen Einwanderer in Amerika sehr am Herzen liegen und noch einige Hintergründe ausführlich erzählt.
Das ist zwar interessant, hätte aber meiner Meinung nach an den Schluss des Buches gehört, anstatt es vom verfügbaren Platz für die Leseprobe abzuzwacken. Ich lese so etwas auch, aber lieber als Ergänzung nach der eigentlichen Geschichte. Hier empfinde ich es so, dass dieser Inhalt mir förmlich aufgedrängt wurde. Das soll jedoch mein Urteil über das Buch nicht beeinflussen.
Meine Eindrücke
Der Schreibstil ist sehr eingängig. Die Handlung beginnt in passendem Tempo. Nach dem „Vorspiel“ in der Anwaltskanzlei geht es mit einer Begegnung zum Schmunzeln los. Dann folgen Meenas erste Eindrücke von dem Haus, von ihrer Wohnung und der Hausgemeinschaft.
Das empfand ich als zum größten Teil exotisch und warmherzig. Gemeinsam mit Meena habe ich alles Neue mit Staunen aufgenommen.
Dann kommt eine relativ lange Passage aus etlichen Kapiteln von Meena in dem Haus und Erlebnissen mit dessen Bewohnern.
Der rote Faden sind die kleinen Notizen, die Meena nach und nach findet. Diese Notizen hat Neha – von der sie geerbt hat – für Meena hinterlassen und an allen möglichen Stellen in der Wohnung deponiert.
Schnell wird klar, dass Meena selbst indischer Herkunft sein muss und es werden Vermutungen über genauere Zusammenhänge suggeriert. Nebenbei wird das tägliche Leben von Meena und deren Einleben in die dortige Gemeinschaft geschildert.
Das geht fast das halbe Buch so. Es ist zwar unterhaltsam, aber ich empfand es passagenweise einfach nur als sanftes Dahinplätschern der Geschichte. Manchmal habe ich mich gefragt, ob da noch irgendwann etwas Aufregendes oder Überraschendes passieren würde.
In der zweiten Hälfte wurde die Geschichte dann doch noch spannender, so dass ich sie zum Ende hin kaum noch aus der Hand legen mochte. Mit der Auflösung und dem Ende bin ich zufrieden.
Insgesamt hat mir dieser Roman sehr gut gefallen, obwohl ich eine grundlegende Sache nicht ganz schlüssig finde, weshalb ich einen Stern abziehe. Das ist:
Die Sache mit dem Erbe und den kleinen Nachrichten scheint ein durchgeplantes Spiel von Neha zu sein, die die Wohnung an Meena vererbt hat. Ich finde es nicht ganz logisch, dass wirklich erst Meena diese kleinen Nachrichten gefunden hat und nicht schon vorher die „Tanten“ beim Putzen. Schließlich waren in dem Haus keine Türen verschlossen und es wurde ja direkt beschrieben, dass die eine auch dort manchmal aufgeräumt hatte.
Fazit: Ein lesenswerter Roman mit Tiefgang, der sehr lebendig geschrieben ist und sich nur so weg liest. Abwechslungsreiche Charaktere, die ich gern begleitet habe und eine in sich abgeschlossene Geschichte.
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen.
Details
Autor: | Namrata Patel |
Titel: | Das stürmische Leben von Meena Dave |
Genre: | Romane und Erzählungen |
Verlag: | Tinte und Feder |
Erscheinungsjahr: | 2023 |
Seitenanzahl: | 382 |
ISBN: | 9782496714098 |
Das Buchcover im Titelbild gehört dem Verlag Tinte und Feder.
Wie ich auf dieses Buch gekommen bin
Ich habe kürzlich NetGalley für mich entdeckt. Das ist eine weitere Vorablesen-Plattform. Hier kann man Bücher ausschließlich in elektronischer Form beziehen. Auch wieder gegen Rezensionen.
Die meisten Bücher muss man anfragen und bestätigt bekommen, einige bekommt aber jeder sofort. Unter diesen „Sofort lesen“ Büchern habe ich dieses Buch gefunden.
Es ist erst das zweite Buch, das ich über NetGalley bezogen habe. (Das erste ist „23 Leben“ von C. P. Haller – eins meiner diesjährigen Lesehighlights.) Ich werde irgendwann vielleicht einen ausführlicheren Erfahrungsbericht über NetGalley schreiben, sobald ich hier nennenswerte Erfahrungen gesammelt habe.