Als wir Vögel waren | Ayanna Lloyd Banwo

Welche Erwartung vermittelt mir ein Buch mit einem derartig schönen, farbenfrohen Cover und dem folgenden Klappentext?

Port Angeles, Trinidad. In den sonnendurchglühten Gassen mischt sich das vielstimmige Geschrei der Händler mit Vogelgezwitscher und Verkehrslärm; es riecht nach Gewürzen und reifen Früchten. Unter stillen, schattigen Bäumen ruht Fidelis, der jahrhundertealte Friedhof der Insel. Hier arbeitet Emmanuel als Totengräber. Der junge Rastafari hat sein Zuhause verlassen, um seinen Vater zu finden. Als er Yejide trifft, hat das Schicksal ihre Wege längst fest miteinander verflochten. Und so beginnt dort, wo das Leben endet, eine magische Liebesgeschichte.

Das war meine Erwartung

Ich dachte: Das wird sicher eine bunte, für mich exotische und hoffentlich interessant erzählte Geschichte, die mich idealerweise fesseln und berühren wird.

Um festzustellen, ob die Autorin nach meinem Geschmack interessant schreibt, gibt es zum Glück die Leseprobe.

Mein Eindruck nach der Leseprobe (dem Anfang des Buches)

Die beginnt damit, dass eine der beiden Hauptfiguren, Yejide, als Kind eine alte Legende über die Tiere, vor allem die Vögel, von ihrer Großmutter erzählt bekommt. Diese Szene spielt in der Vergangenheit, ist irgendwie rührend und ich konnte mir die beiden sehr schön vorstellen.

Die zweite Hälfte der Leseprobe dreht sich um Emmanuel Darwin, den zweiten Protagonisten, und spielt in der Gegenwart. Es wird erzählt, wie er nach Port Angeles kommt und dort seinen Job als Totengräber beginnt, weil keine andere Arbeit verfügbar war. Diese Szene zeichnet bereits ein ziemlich anschauliches Bild von der Welt, in der er lebt, und von seinem sympathischen, äußerst respektvollen Wesen.

 Dann war die Leseprobe zu Ende und ich war mir sicher, dass das ein Buch ganz nach meinem Geschmack sein würde.

Mein Eindruck beim Lesen des gesamten Buches

Mein anfänglicher Eindruck bestätigte sich einige weitere Seiten lang und ich lernte durch Darwin (eigentlich Emmanuel Darwin) ganz nebenbei etwas über die Rastafari-Kultur und fühlte mich beim Lesen richtig wohl in diesem Buch. Auch gefiel mir der Schreibstil zunächst.

Dann wechselten sich die Perspektiven zwischen Yejide (nun in der Gegenwart) und Darwin ab. Die Kapitel über Yejide fand ich allerdings zunächst seltsam und später nur noch nervig.

In den Yejide-Kapiteln ging es seitenweise um Visionen und Träume. Anfangs bemühte ich mich noch, einen Symbolcharakter darin zu erkennen, aber letzten Endes waren es Begegnungen mit Toten, die immer wirrer wurden.Yejide selbst blieb für mich ein charakterloses, beinahe bedauernswertes Wesen.

Zwischendrin, etwa nach der Hälfte des Buches, war ich kurz davor, die Lektüre ganz abzubrechen. Ich habe dennoch weitergelesen, weil mich die Kapitel um Darwin doch noch interessiert haben und so habe ich die nach meinem Empfinden nervigen Yejide-Seiten nur noch quergelesen und schnell umgeschlagen.

Mag sein, dass mir das nötige Feingefühl für diese Art Literatur fehlt. Zu meiner Verteidigung kann ich aber sagen:

Das Buch ist mit „eine magische Liebesgeschichte“ einfach falsch eingetütet. Es ist eher eine Mischung aus Geistergeschichte, die in eine Liebesgeschichte mündet. Letztere wird mit Hilfe solcher von mir als langatmig empfundenen Wirrkapitel vorbereitet. Das Ganze entwickelt sich zu einer ziemlich morbiden Story, die dem bunten Cover nach meinem Dafürhalten nicht gerecht wird.

Fazit: Immerhin ist das Ende OK, aber rückblickend betrachtet kann ich mit diesem Werk leider nicht allzu viel anfangen.

Meine Bewertung: Leider nur 2 von 5 Sternen.

Details

Autor:Ayanna Lloyd Banwo
Titel:Als wir Vögel waren
Genre:Literatur
Verlag:Diogenes
Erscheinungsjahr:2023
Seitenanzahl:352
ISBN:9783257072242

Das Buchcover im Titelbild gehört dem Diogenes-Verlag.

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