Da kommt eine norwegische Autorin, um einen Roman zu schreiben, der sich um die schrecklichen Vorfälle am Ende des Zweiten Weltkrieges in meiner Geburtsstadt Demmin dreht. Das macht aber nur einen Teil dieses Buches aus.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Form aus der Sicht von Juni. Sie ist die Enkelin von Thekla. Die junge Thekla hatte sich Ende des Zweiten Weltkrieges in einen in Norwegen stationierten deutschen Soldaten verliebt und war mit ihm in dessen Heimat nach Demmin gegangen.
Juni hat das Haus von ihren Großeltern Thekla und Konrad auf einer norwegischen Insel geerbt und kommt der Geschichte ihrer Großmutter, die immer ein Geheimnis daraus gemacht hatte, auf die Spur.
Der Roman wechselt zwischen zwei Handlungssträngen mit Juni in der Jetzt-Zeit und Thekla kurz nach dem Krieg. Es wird erzählt, was Thekla erlebt hatte und dann nach und nach, eingebettet in Junis Leben, was diese über Theklas damalige Odyssee herausgefunden hat.
Es ist eine erschütternde und rührende Geschichte, zwar fiktiv, aber sie hätte sich wirklich so zutragen können.
Demmin ist eine kleine Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Die Stadt hatte 1945 kapituliert und die weißen Fahnen herausgehängt. Trotzdem hatte die Wehrmacht, gerade als die Russen einmarschiert waren, die Brücken gesprengt. Auch wurde trotz weißer Fahne geschossen. So saßen alle in der Falle.
Die Folgen: Brandschatzungen, Plündereien, Vergewaltigungen! Massenselbstmorde unter der Bevölkerung.
Es ist wahr, dass die Ereignisse bis hin zu den Massenselbstmorden während der gesamten DDR-Zeit verschwiegen wurden. Wir haben in der Schule nur darüber etwas gelernt, dass trotz weißer Fahnen geschossen wurde. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung kamen auch die Massenselbstmorde ans Licht.
Trude Teige hat es geschafft, in ihrem Roman, der sich ausgesprochen spannend liest, ein Stück schrecklicher Geschichte angemessen sensibel umzusetzen und einen Bogen zur Gegenwart zu schlagen.
Die Einzelheiten der Handlung in und um Demmin, z. B. das Gut „Klaushagen“, auf dem die Familie des deutschen Soldaten gelebt hatte, sind frei erfunden. Das ist für einen Roman in Ordnung.
Insgesamt eine gelungene Geschichte, in der es neben furchtbaren Erlebnissen auch schöne und glückliche Momente gibt. Dazu gehört Großmutter Theklas „Tanz im Regen“, den sie als „Applaus des Lebens“ sieht.
Die Rahmenhandlung um ihre Enkelin Juni, mit der der Roman beginnt und auch endet, empfinde ich ebenfalls als sehr interessant.
Fazit: Eine rundherum gelungene Geschichte, in der Geschichte angemessen dargestellt wird.
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen.
Details
Autor: | Trude Teige |
Titel: | Als Großmutter im Regen tanzte |
Genre: | Literatur, Roman |
Verlag: | FISCHER |
Erscheinungsjahr: | 2023 |
Seitenanzahl: | 384 |
ISBN: | 9783949465123 |
Das Buchcover im Titelbild gehört dem FISCHER-Verlag.
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