Lässt sich in keine „Schublade“ stecken!
Dieses Buch hatte ich bereits 1995 gelesen und damals zu meinem Lieblingsbuch ernannt. Vor kurzem fiel es mir wieder ein und ich wollte es mir wieder beschaffen – entweder aus einer Bibliothek ausleihen, günstig bei einem Gebrauchtbuchhändler kaufen oder bei Tauschticket eintauschen.
Aber als hätte ich es bestellt, stand es mitten im öffentlichen Bücherschrank bei mir in der Gegend. Ziemlich magisch!
Magie?
Magisch ist dieses Buch auf eine ganz eigene Art und Weise. Es geht darin um ein Schachspiel, das sehr mächtige magische Eigenschaften zu haben scheint. Dieser Roman ist aber kein Fantasy-Roman. Überhaupt lässt er sich nicht in ein bestimmtes Genre einordnen. Er hat etwas von mehreren: Elemente aus Krimi, Thriller, Historie und ein wenig Fantasy.
Zwei Handlungsstränge
Die Handlung spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen, die sich später überschneiden. In jeder dieser Zeiten gibt es eine Hauptfigur.
Der Roman beginnt im 18. Jahrhundert im französischen Kloster Montglane. Wir lernen Mireille, die Hauptfigur aus jenem Jahrhundert, kennen. Sie ist anfangs Novizin in dem Kloster.
Die andere Zeitebene spielt in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Deren Protagonistin – überhaupt die Hauptfigur des Buches – ist Katherine Velis. Es wird aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt.
Das Schachspiel
Das Ganze – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart des 20. Jahrhunderts – dreht sich um das sagenumwobene Montglane-Schachspiel. Dabei wird die Geschichte selbst zu einer Art Schachspiel, bei der es herauszufinden gilt, wer welche Figur ist und auf welcher Seite steht.
Besonderheiten
Die Autorin lässt in der früheren Zeitebene viele historische Persönlichkeiten mitspielen und mit den fiktiven Charakteren interagieren. So verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Historie.
Eine weitere Eigenart dieses Romans sind die Geschichten innerhalb der Geschichte. So sind immer wieder Einschübe mit einem Titel der Form „Die Geschichte der Äbtissin“, „Die Geschichte des Bischofs“ usw. zu finden. Diese fügen sich wie Puzzleteile an den passenden Stellen ein.
Meine Meinung
Obwohl ich das Buch schon kannte und mich nach so vielen Jahren an relativ viele Details erinnern konnte, empfand ich es noch immer als sehr spannende und unterhaltsame Lektüre. Ich hatte beim Lesen außerdem ein nostalgisches Gefühl.
Allerdings bin ich inzwischen etwas kritischer geworden.
So empfinde ich den Anfang als relativ schwach. Ich kann mich erinnern, dass ich auch damals schon ein paar Seiten gebraucht hatte, um gefesselt zu sein. Da laufen die Nonnen durch die Gegend und dann werden Kloster und Umgebung beschrieben. Das ist nichts Besonderes für einen Anfang und war es wohl auch damals nicht. Aber es ist das erste Buch der Autorin und es wurde trotzdem – zu Recht – zum Bestseller.
Weiterhin habe ich den Eindruck, dass die Autorin manchmal etwas in die „Viel-Recherche-Falle“ getappt ist. Damit meine ich, die vielen Einzelheiten, die sie nebenbei erklärt. Zum einen kann sich niemand die zahlreichen Details merken, zum anderen tragen sie nichts zur Handlung bei. Manche Erklärung hatte für mich fast einen dozierenden Touch, was meiner Meinung nach nicht in einen Roman gehört.
Unrealistisch empfand ich, dass sich eine Figur, Alexander Solarin, Bürger der damaligen Sowjetunion, in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ganz nach Belieben in der Welt umherbewegen konnte. Hier hätte die Autorin mehr recherchieren und konstruieren müssen.
Fazit
Trotz meiner heutigen Kritik habe ich das Nochmal-Lesen dieses tollen Romans sehr genossen.
Meine (heutige) Bewertung: 4 von 5 Sternen
Details
Autor: | Katherine Neville |
Titel: | Das Montglane-Spiel |
Genre: | Roman |
Verlag: | Heyne |
Erscheinungsjahr: | 1990 |
Seitenanzahl: | 560 |
ISBN: | 9783453064348 |