Der Kreativitätscode | Josef Brunner, Christian Sellmann

Der Untertitel des Buches lautet:

„25 Erfolgsregeln für Ihre Kreativität.“

Die Ankündigung dieses Buches hatte mich neugierig gemacht.

Die Kurzbeschreibung vom Verlag

Wie wäre es eigentlich, wenn Kreativität nicht etwas Mystisches wäre, das nur Jahrhundert-Talenten in inspirierenden Umgebungen vergönnt wäre? Was wäre, wenn Kreativität nicht nur den gequälten Seelen der Genies vorbehalten ist, sondern in jedem von uns steckt?

Josef Brunner und Christian Sellmann haben einen Blick auf das geworfen, was Kreativität ausmacht. Dazu haben sie vor allem mit inspirierenden Kreativen gesprochen, die nicht einfach nur Ideen haben, sondern diese auch in beeindruckende Ergebnisse umsetzen. Die Autoren hatten das Glück, viele dieser Menschen persönlich zu kennen, entdeckten aber ganz neue, unbekannte Seiten an ihnen. Sie wollten verstehen, wie diese Menschen denken und handeln, warum sie kreativ sind, wo ihre Kreativität herkommt und was im Kreativprozess wichtig ist oder gerade auch stört.

Die Autoren gingen auf eine wunderbare Reise ins Land der Kreativität. Ihr Ansatz war es, Kreativität erstmal grundsätzlich zu verstehen, Daten zu sammeln und dann in Tiefeninterviews in die kreative Welt ihrer Gesprächspartner einzutauchen. Sie sprachen mit genialen Nobelpreisträgern und Wissenschaftlern, hochdekorierten Musikern, multitalentierten Kreativen und Bestseller-Autoren, disruptiven Innovationsmotoren, herausragenden Unternehmenslenkern und Vordenkern, Sterneköchen und Ausnahmekünstlern, klarkantigen Politikern und kreativen Datenkönigen. Das Ergebnis ist ein Buch mit 25 Erfolgsregeln der Kreativität und vor allem mit vielen ganz persönlichen Geschichten.

Meine Erwartungen

Von solch einem Sachbuch erwarte ich natürlich nicht, dass es mir für jede kreative Aufgabenstellung auf dem Silbertablett eine Superlösung präsentiert.

Aber ein paar Inspirationen zum Weiterdenken erwarte ich schon. Außerdem möchte ich sie so dargeboten bekommen, dass sie nachvollziehbar sind, außerdem unterhaltend.

Die Ankündigung und die Einleitung versprachen das zumindest.

Mein Leseerlebnis

Am Anfang werden fünf Kreativitätstypen herausgearbeitet. Dazu haben sich die Autoren einen recht detaillierten Prozess ausgedacht, in dem sie Kriterien verschiedener Themenbereiche mit Punkten und daraus resultierend mit roten und grünen Markierungen versehen haben. Das Ganze ist in einer großen Matrix abgebildet. Darin haben sie fünf Bereiche herausgestellt und daraus die Kreativitätstypen definiert.

So richtig durchgestiegen bin ich bei diesem Prozess leider nicht. Heraus kommen diese fünf Typen:

  • der Kreative der Mitte
  • der autarke Freigeist
  • der Kreativitäts-Techniker
  • der Kreativitäts-Rebell
  • der strukturierte Kreative.

Für solche „Schubladeneinteilung“ braucht man vorher einen derart komplizierten Prozess?

Das ist ja nicht sehr kreativ!

Dann ging es mit den versprochenen 25 Erfolgsregeln los, die in verschiedene Bereiche untergliedert sind.

Die ersten habe ich ausführlich gelesen. Ich legte danach die Lektüre beiseite und dachte mir:

OK, das ist ein Buch, in dem man immer zwei bis drei Erfolgsregeln liest, dann darüber nachdenkt, z. B. wie man diese für sich anwenden kann, und erst danach – vielleicht am nächsten Tag – weiterliest.

So wollte ich es weiterverfolgen, um wirklich Nutzen aus diesem Buch zu ziehen. Aber es wurde mir im Laufe des Buches immer langweiliger. Wirklich Neues erfuhr ich nicht darin, auch keine neuen Aspekte bereits altbekannter Weisheiten.

Die Geschichten dazu aus dem Kreativ-Leben von realen Personen hätten so etwas vielleicht liefern können, aber diese empfand ich leider auch nicht als besonders interessant. Alles ist sehr nüchtern und trocken geschrieben, kein bisschen packend. Vielleicht ist die Auswahl auch nur für mich persönlich ungeeignet.

Am Schluss jedes Kapitels zu einer Erfolgsregel steht immer eine Zusammenfassung „Was Sie für sich mitnehmen können“. Leider genauso trocken geschrieben wie schon die Kapitel davor. Aber immerhin konnte ich mich dadurch schneller querlesend und damit zeitsparend durch das Buch bewegen und trotzdem alles mitbekommen.

Am Ende ist tatsächlich eine Vorgehensweise zur Umsetzung in 150 (wirklich einhundertfünfzig!) Schritten erklärt, sozusagen als Programm zur Steigerung der eigenen Kreativität. Hier drei zufällig herausgegriffene Beispiele:

Punkt 20: Denken Sie über Bewertungen und Belohnungen nach, die nicht den Einzelnen, sondern das Team fördern.

Punkt 78: Finden Sie aber auch den Mut, einen langwährenden Schaffensprozess auch zu beenden, wenn es nur noch Tortur ist und die Zahl der Sackgassen zu groß wird.

Punkt 128: Wechseln Sie öfter die Perspektive.

Ich stelle mir nun vor, wie ich mit einem Katalog dieser 150 Punkte in der Hand, eine kreative Aufgabe zu lösen versuche. Soll ich wirklich erst die 150 Punkte durchgehen, oder besser gleich einfach mal mit der eigentlichen Sache loslegen?

ich denke, lieber loslegen, denn bevor ich die 150 Punkte durchgearbeitet habe, bin ich bestimmt schon ein ganzes Stück auf meinem kreativen Weg zur Lösung vorangekommen.

Fazit

Das Buch ist nicht schlecht und hat bestimmt eine Menge Arbeit gemacht. Es ist auch sicher sachlich korrekt.

Ich frage mich jedoch: Wem nutzt dieses Buch etwas? Ich glaube, dass sich die Autoren vor dem Schreiben dazu kaum Gedanken gemacht haben.

Es ist ein Buch über Kreativität und dabei leider selbst sehr unkreativ geschrieben.

Meine Bewertung: 3 von 5 Sternen.

Details

Autor:Josef Brunner, Christian Sellmann
Titel:Der Kreativitätscode
25 Erfolgsregeln für Ihre Kreativität
Genre:Sachbuch
Verlag:Franz Vahlen
Erscheinungsjahr:2024
Seitenanzahl:362
ISBN:9783800674756

Das Buchcover im Titelbild gehört dem Verlag Vahlen

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