Der ehrliche Finder | Lize Spit

übersetzt von Helga van Beuningen

Dieses Buch erzählt eine Geschichte aus der Sicht eines Achtjährigen. Dennoch ist es kein Kinder- oder Jugendbuch. Es ist sehr tiefgründig, geht ans Herz und regt zum Nachdenken an.

Worum es geht

Hier die Kurzbeschreibung von Verlag, denn besser könnte ich es auch nicht erzählen:

Seit er vor einem Jahr in Bovenmeer angekommen ist, sitzt Tristan in der Schule neben Jimmy, der klüger und einsamer ist als alle anderen und es sich zur Aufgabe macht, Tristan Ibrahimi durch das Schuljahr zu begleiten. Denn der hat nicht nur einen Krieg erlebt und eine Flucht durch ganz Europa, sondern er hat auch das, wonach Jimmy sich am meisten sehnt: eine intakte, große Familie, die Halt und Geborgenheit bietet.

Gemeinsam bauen sie sich ihre eigene Welt voller geheimer Orte und einer Sprache, die beide verstehen, eine Welt, in der Freundschaft möglich ist. Bis jemand eine Entscheidung trifft, die nicht nur ihre Welt gefährdet und Jimmy und Tristan alles abverlangt.

Mein Leseerlebnis

Jimmys Welt dreht sich vor allem um seine Leidenschaft, die im Sammeln sogenannter Flippos besteht. Das ist eine Art Jetons mit Bildern darauf. Sie sind immer in bestimmten Chipstüten zu finden. So lernen wir Jimmy kennen. Als er mit dem Fahrrad auf seiner üblichen Tour ist, auf der Suche nach vergessenem Kleingeld, dass er dann wieder in Chipstüten mit seinen Sammelobjekten stecken kann.

Nebenbei wird klar, dass Jimmy ein sehr einsamer Junge ist. Vielleicht kompensiert er mit seinem akribisch verfolgten Sammel-Hobby den eigenen Schmerz: Der Vater ist weg, die Mutter kümmert sich mehr um ihre Hunde als um ihn.

So ist er dankbar dafür, dass er die Aufgabe bekommen hat, Tristan, einem Flüchtlingsjungen in der Schule zu helfen. Dadurch ist diese Freundschaft entstanden – eigentlich aus einer Zwangslage heraus.

Tristan und seine Familie sind Jimmy auch sehr dankbar. Die beiden Freunde verstehen sich sehr gut, aber als Leser, der von draußen draufschaut, merkt man bald, wie ungleich dieses Verhältnis ist.

Es ist alles aus der Sicht des achtjährigen Jimmy erzählt. Seine Beobachtungen sind zum Teil tragikomisch, z. B. zu den Sachen, die dauernd an die Flüchtlingsfamilie gespendet werden, und die eher an Entrümplungsaktionen bei den Spendern erinnern.

Außerdem fällt die bestechende Ehrlichkeit auf, die aus Jimmys Erzählung dringt. Jimmy weiß genau, dass er seinen Freund Tristan nur dem Krieg ist Jugoslawien zu „verdanken“ hat.

Es wird insgesamt sehr spannend, denn Tristan hat einen Plan, bei dem ihm Jimmy helfen soll. Er lässt sich darauf ein, obwohl er sehr viel Angst hat. Denn Jimmy ist überzeugt davon, dass sie nur dann Freunde bleiben können, wenn er mitmacht.

Mein Fazit

Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Das war in diesem Fall sogar möglich, denn es ist relativ kurz, eigentlich mehr eine Erzählung als ein Roman.

Vielleicht hätte man noch mehr aus diesem Stoff machen können, z. B. hätte ich mir wenigstens ein Kapitel aus der Sicht von Tristan gewünscht. Aber möglicherweise hätte das den ganzen Charakter des Buches zu sehr geändert.

Ich habe die Geschichte durchweg unterhaltsam und spannend erlebt. Außerdem hat sie mich sehr berührt und zum Teil erschüttert.

Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen.

Details

Autor:Lize Spit
Titel:Der ehrliche Finder
übersetzt von:Helga van Beuningen
Genre:Literatur
Verlag:S. Fischer
Erscheinungsjahr:2024
Seitenanzahl:128
ISBN:9783103975642

Das Buchcover im Titelbild gehört dem Verlag S. Fischer.

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