Dieses Buch ist ein außergewöhnlicher Ökothriller – im positiven Sinne. Ökothriller kommen oft als Dystopien daher und eigentlich mag ich so etwas nicht so gerne. Streng genommen ist dieser Roman auch eine Dystopie, aber doch nicht ganz so düster wie „üblich“, dafür viel raffinierter und technisch interessanter.
Die Grundidee: Hochgiftige Pflanzen, gegen die es kaum ein Gegenmittel gibt, in Verbindung mit künstlicher Intelligenz. Wie genial und dabei naheliegend! KI ist in aller Munde. Einen Lockdown hatten wir wegen Covid vor nicht allzu langer Zeit und hier droht schließlich ein Lockdown wegen der Auswirkungen der „Höllenpflanze“.
Schon der Anfang hat mich sofort gefesselt: Jemand verschickt Pflanzensamen in alle Welt, einfach so, ohne Begleitschreiben. Die Samen sehen interessant aus. So stecken die Empfänger sie in die Erde, aus reiner Neugier, was daraus wird.
Dabei lief mir ein Schauer über den Rücken, denn ich weiß genau, dass auch ich sie in einem Topf ausgesät und auf den Balkon gestellt hätte. Da kann ich mir direkt vorstellen, wie unser Haus danach ausgesehen hätte, ganz zu schweigen von dessen weiterer Bewohnbarkeit.
Marcus Holland, eine der Hauptfiguren, ist ein Förster und Botaniker aus Deutschland, international bekannt, weil er Bücher mit spektakulären Thesen über Pflanzen geschrieben hat. Er ist gerade auf einer Lesereise in den USA, als er von der Pflanzeninvasion erfährt und von einer Behörde um Hilfe gebeten wird. Das passierte direkt nach einer Lesung, bei der er erleben musste, wie eine junge Frau, von der behauptet wurde, sie hätte ihn bedroht, vor seinen Augen erschossen wurde.
Es beginnt eine rasante Erlebnisreise, die bis nach China, nach Deutschland und nach Kanada führt, um herauszufinden, woher diese Pflanze kommt, und was das für eine Intelligenz ist, die hinter allem steckt.
Die Figuren sind großartig geschildert. Durch die schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven in sehr kurzen Kapiteln gestaltet sich das alles schnell und mitreißend. Ich konnte mich zwischendrin kaum davon trennen und war mal wieder in der „Nur-noch-ein-Kapitel-Schleife“ gefangen. Am Ende gab es noch eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hätte.
Ein paar mehr technische Erklärungen hätte ich mir gewünscht, aber ich sehe ein, dass das zu viel für einen Roman gewesen wäre. Insgesamt macht das Werk einen technisch und wissenschaftlich fundierten Eindruck. Der Autor hat sicher sehr akribisch und aufwändig recherchiert.
Fazit
Dieses Buch wird zu meinen diesjährigen Lesehighlights gehören. Klare Empfehlung für alle, die außergewöhnliche und super spannende Lektüre mögen.
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen
Details
Autor: | Tibor Rode |
Titel: | Der Wald |
Genre: | Thriller |
Verlag: | Droemer Knaur |
Erscheinungsjahr: | 2023 |
Seitenanzahl: | 464 |
ISBN: | 9783426284001 |
Das Buchcover im Titelbild gehört dem Verlag Droemer Knaur.